Impression Wachthaus

In Langenselbold gab es 2 Wachthäuser, die Vorläufer der heutigen Polizeistationen oder Wachen. Für das Wachthaus am Marktplatz kam noch hinzu, dass das Gefängnis gleich nebendran lag, das sog. "Betzeloch". Auch das Gemeindebackhaus mit seinem hohen Schornstein weist auf die Bedeutung des Ortes hin, ein Selbolder Zentrum. Das Backhaus hatte übrigens schon einen hohen Schornstein, der nachträglich wegen der Rauchbelastung errichtet wurde. Zwischen Wachthaus und Backhaus gab es einen Schuppen, der von der Amtsperson genutzt wurde. Im Marktplatz-Wachthaus wohnte die Amtsperson des Nachtwächters. Wie der Name verrät, hatter nachts für Ruhe zu sorgen und tagsüber an bestimmten Tagen mit dem Ruf  "Bekanntmachung" die Ortsnachrichten zu verlesen. Das Wachthaus am Marktplatz war, wie man sieht, etwas windschief, dafür das Wachthaus am Klosterberg deutlich herrschaftlicher gebaut. Unmittelbar neben dem Wachthaus am Klosterberg war auch die Feuerwehr untergebracht, die dort ihre Schläuche in einem Holzturm zum Trocknen aufhängten. Der Ort des Wachthauses auf dem Klosterberg war u.a. wegen der erhöhten Position bewusst gewählt worden. Ganz in der Nähe war nämlich die Isenburger Schlossanlage, das spätere Rathaus, die Rentei sowie die Ev. Kirche gelegen, also eine Art Zentrum, wobei man dem Marktplatz diese Bezeichnung durchaus auch verleihen kann. - Gab es in Langenselbold jemals ein Zentrum, wie man es von mittelalterlichen Städten her kennt? Vieles spricht dagegen, viel spricht für zwei Zentren: 1. Marktplatz / Oberdorf und 2. Klosterberg.

Auf dem Bild sieht man die Hanauer Straße, in die Rote Hohl abknickend, das Wachthaus und auf der Ecke eine der Litfaßsäulen des Ortes.

Impression Dreschen

Kind und Kegel - zusammen stark

Wilhelm Völker, ein bekannter Lokalhistoriker, hat die Bilddokumentation einer Dresch-Szene verfasst und mit einem Text darunter versehen.

Bei der Kleinsiedlung gab es einen Dreschplatz und die Bauern konnten ihr Getreide dort selber dreschen oder dreschen lassen. Es war eine enorme körperliche Belastung und starke Staubexposition. Masken hatte man damals noch keine bzw. waren nicht gefragt, mit Staub musste jeder für sich irgendwie fertig werden. Neben der Staubbelastung war das Dreschen auch Schwerstarbeit, nämlich z.B. das Schleppen von zentnerschweren Getreidesäcken.

Dreschen war nicht nur eine klassische und notwendige Bauernarbeit zur Gewinnung von Getreide, sondern dokumentierte auch den  -zwngsläufigen-  Zusammenhalt in der Bevölkerung. Die Nachbarschaftshilfe ist auf dem Foto so gut dokumentiert, dass sich eine textliche Beschreibung erübrigt. 15 erwachsene Helfer sind auf dem Bild zu sehen. Auch ein gesellschaftliches Ereignis!

Neben dem Dreschen auf einem der Selbolder Dreschplätze gab es auch das Dreschen auf dem Hof bzw. in der Scheune. Hier war die harte Arbeit der Drescher legendär, bekannt ist daher die Aussage "der frißt wie ein Scheunendrescher". Übrigens wurde auf dem Bauernhof bei dieser Gelegenheit ein kräftiges Essen aufgetischt. Manchmal bediente man sich auch der "Fulder", Drescher aus der Fuldaer Gegend, die ordentlich zupacken konnten, auch natürlich beim Essen. "Der fresst wäi ein Drescher!"

Impression "Haa mache"

 Sommer war die Zeit der Heuernte, in der eine Bauernfamilie mit Mann und Maus in Bereitschaft war, auch Nachbarn und die nähere Verwandtschaft wurden in Bereitschaft versetzt oder mussten bei eintretenden Sommerwetter zur Stelle sein. Nachdem die Wiese gemäht und das Gras zu Heu getrocknet war und auf langen Reihen (Moore) aufgetürmt war, musste es auf den Leiterwagen befördert werden. Das machten die Männer mit langen Heugabeln. Das Ausetzen des Heus auf dem Leiterwagen war meist dem Chef vorbehalten, der Erfahrung mit dem Laden hatte. Denn er musste die Heulast so gleichmäßig auf dem Leiterwagen verteilen, dass dieser nicht umstürzen konnte. Das konnte nicht jeder. War der Wagen voll geladen, wurde mit einem Kuhgespann oder mit Pferden das Heu nach Hause gebracht. Der Lademeister blieb dabei oft oben auf dem Heu sitzen. War einmal die Ladung nicht ganz so hoch, wie hier auf der Abbildung, dann machten sich die Kinder einen Spaß und fuhren oben mit. Von da oben ließen sich z.B. auch Kirschen pflücken., das wäre heute nicht mehr möglich.

Auf dem Bild ist Fritz Elsässer zu sehen (Karl´s Fritz). Er hatte das Fuhrwerk zu leiten. Neben ihm seine Enkelin Gertrud Friedrich.  Weiter waren zwei Töchter von Fritz und dessen Frau von der Partie.

Hier passt der mundartliche Spruch: "Wuu wid´de dann dei Haa hi huu, hoa?"